Beilagen

Titel

Inhalt

Vorwort

 

Kap I:
Die Herkunft der 
frühen Bauern

 

Kap. II:
Siedlungen zw.
Main und Itz

II.1:
Landschaft-
liche Situation

II.2:
Siedlungsgeologie

II.3:
Dorfanlage

 

Kap. III:
Draisdorf

III.1:
topografische 
Lage

III.2: Fundgut




Keramikfunde
 in  Draisdorf




Geräte aus 
Felsgestein




Geräte aus
Sandstein




Geräte aus
Feuerstein


III.3:
Vorstellungswelt
der Bauern

 

 

Bildtafeln

Tafel 1: Keramik

Tafel 2: Keramik

Tafel 3: Steingerät

Tafel 4: Steingerät

Tafel 5: Silex

 

Literatur

Bild-
nachweis

2. Das neolithische Fundgut

a) Keramik

Die Bedeutung der Keramik

Zu den bedeutendsten technischen Neuerungen der Jungsteinzeit gehören _ die Herstellung und der Gebrauch von Keramikgefäßen. Die technischen Kenntnisse und Fertigkeiten brachten die neolithischen Einwanderer im Zuge der Neolithisierung Mitteleuropas mit 10). Die neue Lebens- und Wirtschaftsweise Sesshaftigkeit und Getreideanbau - verlangten nun in größerem Maße Gefäße für entsprechende Zwecke. So waren für die Aufbewahrung der Nahrungsmittel (Vorratshaltung) großvolumige Behälter erforderlich. Die Sesshaftigkeit ermöglichte und begünstigte auch eine komfortablere und reichhaltigere Ausstattung des Lebensumfeldes, eine Tatsache, die sich auf Formenvielfalt und Qualität der Gebrauchskeramik auswirkte.

So zählt denn auch die Keramik zu den wichtigsten Hinterlassenschaften der jungsteinzeitlichen Kultur. Einige Abschnitte dieser frühen Epoche der Menschheitsgeschichte werden nach der besonderen Art der Verzierung beziehungsweise nach der Form der Gefäße benannt: Die Linearbandkeramik (5000 - 4000. v.Chr.), die Trichterbecherkultur und die Schnurkeramik (beide um ca. 2200 - 1800 v. Chr.). Anhand von Keramikresten lassen sich vorgeschichtliche Funde eindeutiger datieren.

Die Herstellungstechnik

Der Aufbau der Gefäße erfolgte in Wulsttechnik, wobei Tonringe oder Tonstreifen aufeinandergesetzt wurden, bis die gewünschte Form und Größe erreicht war. Dann wurde die unregelmäßige Oberfläche sorgfältig geglättet und verziert. Die Zusammensetzung und Aufbereitung des Tons war recht unterschiedlich. Die ältesten Keramiken sind häufig mit organischem Material (Spreu) gemagert worden, wogegen später der Ton mit feinem Sand, Quarzsand oder Glimmer gemischt wurde.

Der Brand der Gefäße geschah wohl auf die einfachste Art als offener Feld- oder Meilerbrand. Bei diesem Verfahren wurden die Gefäße auf eine brennbare Unterlage aus Stroh, Reisig oder Ästen gestellt. Darüber wurden dann zeltförmige kleine Äste gelegt und eine weitere Schicht Stroh und Reisig aufgebracht.

Der Brennvorgang - insbesondere Sauerstoffzufuhr und Brenntemperatur - waren hier schwer zu kontrollieren. Versuche im Rahmen der experimentellen Archäologie ergaben bei dieser Methode Temperaturen zwischen 600 und 800 Grad C. Die relativ geringe Sauerstoffzufuhr (reduktiver Brand) führte zu dunklen Tonverfärbungen. Die Farbe der Keramiken wechselte von Dunkelbeige bis Grauschwarz 11.

Wenn auch die jungsteinzeitlichen Gefäße nicht klingend-hart gebrannt wurden, so waren sie doch für damalige Verhältnisse und Anforderungen stabil und von guter Gebrauchsfähigkeit. Häufig erfuhren die brandneuen Keramiken eine dekorative Nachbehandlung, indem man die Ritzverzierung mit einer weißen Kalkpaste füllte und damit besonders hervorhob. Das weiße Linienmuster bildete so einen lebhaften Kontrast zur grauschwarzen Färbung des Gefäßes.

Gefäßformen und Verzierungsstile der Linearbandkeramik (Lbk)

Die Bezeichnung Linearbandkeramik leitet sich her von der charakteristischen Art der Verzierung mit eingeritzten Linienbändern. Bevorzugte Motive waren Wellenbänder, Spiralmuster, Winkelbänder und ähnliche einfache Ornamente.

Im Vergleich mit der Vielfalt unseres heutigen Haushaltsgeschirrs beschränken sich die linearbandkeramischen Gefäße auf wenige typische Formen. "Es gibt offene Schalen, Schüsseln und kugelige Töpfe, die an Kürbisse erinnern und als Kümpfe bezeichnet werden" 12

Neben dieser Feinkeramik findet sich auch eine Fülle von Gefäßen gröberer Machart. Hier handelt es sich um Kochtöpfe und Vorratsgefäße die meist dickwandig, derb und unverziert sind. Unter ihnen sind besonders große Flächen hervorzuheben, an deren Wände Schnurösen angebracht waren, um sie vor Schädlingen sicher aufzuhängen (Abb. 7 ).

An beiden Arten von Keramik (Gebrauchsgeschirr und Vorratsgefäß) treten nicht selten als "Handhaben" sogenannte "Knubben" oder "Griffwarzen" auf, die einen besseren Halt der Gefäße in der Hand gewährleisten sollten.

Die Linearbandkeramik bleibt durch die ca. zehn Jahrhunderte in Bezug auf Formen und Verzierungen nicht unverändert. Vielmehr lässt sich eine Abfolge von Stilen erkennen. Die Entwicklung beginnt mit einfachen Formen und Ornamenten der ältesten Phase der Lbk und führt über kompliziertere und variantenreichere Muster bis zur jüngeren Phase mit einer allmählichen Auflösung der Linienmuster und einer Einführung reiner Stichmuster (Stichbandkeramik). Auch die Form der Gefäße ändert sich: Die Kümpfe mit zunächst eingezogenem Rand erhalten später geschwungene Randprofile bis hin zu einer betonten Halsbildung.

Waren die Gefäßarten und -verzierungen in der ältesten Phase der Lbk für ganz Mitteleuropa noch einheitlich, so erfolgte sehr bald eine Aufsplitterung in Regionalstile, die unterschiedliche Zierformen aufwiesen.

Seit den 30-iger Jahren unseres Jahrhunderts haben namhafte Archäologen anhand des keramischen Materials aus Siedlungsgrabungen Chronologien für bestimmte Regionen erstellt.

Vor allem der Forschungsbericht von Walter Meier-Arendt über die bandkeramische Kultur im Untermaingebiet13 verdient hier besondere Beachtung, da in dieser Arbeit eine zu unserem Obermaingebiet benachbarte Region untersucht wird.

Aus dieser Nachbarschaft ergaben sich (in vorgeschichtlicher Zeit) sicherlich wechselseitige Beziehungen mit entsprechender Beeinflussung auch im Bereich der materiellen Kulturprodukte.

So darf man durchaus annehmen, dass gerade bei den keramischen Erzeugnissen beider Regionen große Obereinstimmung vorhanden ist.

Die Chronologie von Walter Meier-Arendt kann also mit gewissem Vorbehalt als Orientierungs- und Vergleichsmodell für die zeitliche Einordnung herangezogen werden.

W. Meier-Arendt gliedert die Linearbandkeramik von der Frühzeit zur Spätzeit in die Phasen I - V. 14).

In der folgenden Beschreibung der Draisdorfer Keramik beziehe ich mich auf das oben erwähnte Phasenmodell. Allerdings ist eine eindeutige Zuordnung schwierig, da die (Phasen-) Übergänge fließend sind und Merkmale der vorausgehenden Phase auch noch in der nachfolgenden zu finden sind. So mag es hier genügen, die Keramik der Linearbandkeramik (Lbk) in frühe (Phase I + II), mittlere (Phase III) und späte (Phase IV + V) Formen einzuteilen.

Fußnoten:

10) Neolithisierung bezeichnet den Prozess der Ausbreitung jungsteinzeitlicher Kulturen

11) Lücke Monika und Dammers Kim: Keramikherstellung im offenen Feldbrand, in Experimentelle Archäologie in Deutschland, S. 321.

12) Züchner, Christian, Die Steinzeit in Oberfranken, in: Oberfranken in vor- und  frühgeschichtlicher Zeit, S. 52.

13) Dazu: Meier-Arendt, Walter: Die bandkeramische Kultur im Untermaingebiet

14) Ebd., S. 22-46

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