6.    Das Erbe der Andechs-Meranier

Das Erbe des Herzogs bestand ja nur zu einem Teil aus Eigengut, ein großer Teil war Lehensgut, das eigentlich nur mit Zustimmung des Lehnsherrn weitergegeben werden konnte. Dazu war aber gerade Bischof Heinrich von Bamberg, einer der wesentlichen Lehnsgeber der Andechser, nicht bereit. Er forderte die Grafschaft im Radenzgau, die Burgen Giech, Niesten und Lichtenfels als freigewordene Kirchenlehen ein. Die Erben des letzten Andechsers, die Ehemänner seiner Schwestern, waren zur Herausgabe dieses Besitzes freilich nicht ohne weiteres bereit. So brach spätestens 1249 ein regelrechter Krieg um das fränkische Erbe aus. Ein erster Schiedsspruch des Würzburger Bischofs 1250 brachte noch keine dauerhafte Beilegung des Konflikts. Er entschied, dass der Burggraf von Nürnberg und der Graf von Truhendingen, zwei der Erben, mit ihren fränkischen Ministerialen nicht dem Landgericht des Bamberger Bischofs unterliegen sollten. Doch dies brachte nur einen kurzen Waffenstillstand zuwege, bereits 1253 flammten die Kämpfe wieder auf. Erst mit dem „Langenstädter Vertrag" vom 14. Dezember 1260 kamen die Kontrahenten zu einer tragfähigen Einigung: Bamberg erhielt die Grafschaft im Radenzgau, die Vogteirechte über Banz und Langheim sowie Teilgewalt bzw. volle Verfügung über die Burgen Giech, Niesten und Lichtenfels. Der Graf von Truhendingen, verheiratet mit der Andechserin Margarete, erhielt Anteile an Giech, Gügel und Lichtenfels, außerdem Scheßlitz und die Burgen Arnstein und Neuhaus sowie Baunach. Burggraf Friedrich von Nürnberg, Ehemann der Andechserin Elisabeth, bekam die Herrschaft Bayreuth und das Regnitzland. Da er sich aber bereits 1249 von König Wilhelm von Holland alle Reichslehen der Andechser für sich und seine Nachkommen hatte bestätigen lassen, erhob er zumindest auf die Freigrafschaft Burgund weiterhin Ansprüche. Erst im Laufe der z. Hälfte des 13. Jahrhunderts konnte Ottos Schwester Alice durch Abfindungszahlungen an den Burggrafen und die anderen Erbberechtigten ihren Anspruch auf Burgund sichern. Das Haus Orlamünde, durch die Andechserin Beatrix an der Erbschaft beteiligt, konnte die Herrschaft Plassenburg mit Kulmbach sowie Güter im Frankenwald und im Fichtelgebirge an sich bringen.

Als Erbe der Andechser ist auch Graf Hermann von Henneberg anzusprechen, dessen Großmutter ein Andechserin war. Vor allem östlich von Bamberg und Coburg verzeichnete er territoriale Gewinne in Gemengelage mit den anderen Erben. Wichtig war auch seine Bestellung zum Vogt des Banzer Zehnten zu Coburg, da hier wohl die Grundlage zur Stadtherrschaft über Coburg und zur „neuen Herrschaft Henneberg" zu finden ist. Den Erwerb dieses Besitzes hatte der Henneberger sicherlich auch der Tatsache zu verdanken, dass er in dem Erbschaftsstreit als Sachwalter des Bamberger Bischofs auftrat.

Mit dieser Regelung war die zukünftige Landesherrschaft des Bamberger Bischofs am Obermain gesichert, zugleich aber auch die Teilung der Herrschaft über Oberfranken grundgelegt, da es neben ihm die Zollern waren, die ihre andechsische Erbschaft zu einer territorialen Herrschaft auszugestalten wussten.

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