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          Schützen-Festscheibe aus dem 
            Jahre 1864, erinnert an die Eröffnung des neuen Schießhauses. 
             
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      Berichtet man aber von Schützenfesten, ist es unerlässlich, 
        auch von dem eigentlichen Kern eines jeden Schützenfestes, dem Schießen, 
        einen Eindruck zu vermitteln. 
        
      Die Einlage für das Schießen bestand aus einem Gulden und 
        dreißig Kreuzern (1 fl 30 kr) für das Los. Alle Gattungen gezogener Büchsen 
        und Standrohre waren zugelassen. Bis zum Aufkommen der Freischießen wurde 
        mit aufgelegtem Gewehr geschossen. Die Büchsen waren Vorderlader. Eigene 
        Ladetische, an denen nicht geraucht werden durfte, waren außerhalb der 
        Schießstände aufgestellt. Dort wurden zuerst die Zündhütchen in die Gewehre 
        eingesetzt, und dann maß man das notwendige Quantum Pulver mit dem Pulvermaß 
        ab, das nach der Entfernung, auf welche geschossen wurde, abgestimmt war. 
        Dieses Pulvermaß war ein kleines röhrenförmiges Gefäß aus Messing, das 
        mit einer Stricheinteilung und einem verschiebbaren Boden versehen war; 
        je weniger Pulver für den beabsichtigten Schuss benötigt war, desto höher 
        wurde der Boden des Pulvermaßes geschoben. Wenn das Pulver in den Lauf 
        geschüttet war, wurde ein Propfen aus Leinen nachgeschoben und die eingefettete 
        Kugel in den Lauf gebracht. Sie musste nun mit dem Ladestock so lange 
        nach unten gestoßen werden, bis beim Stoßen kein hohler Klang mehr zu 
        hören war und der Ladestock leicht zurücksprang. Das war das Zeichen, 
        dass die Kugel auf dem Boden fest aufsaß. 
        
      Es gab damals nur zwei Schießstände. Sie waren vollständig 
        abgeschlossen, damit der Schütze ungestört seinen Schuss abgeben konnte. 
        Nur ein kleines, rundes Glasfenster in der Türe ermöglichte einen Einblick 
        in den Stand. Nach jedem Schuss musste der Schießgeselle" den 
        Stand verlassen und einem anderen Schützen Platz machen, da das oben beschriebene 
        Laden der Büchse eine längere Zeit in Anspruch nahm. 
        
      Die Scheiben waren dreiteilig und nur Dreier"- 
        und Zentrum"-Treffer wurden gewertet. Im Mittelpunkt der Scheibe, 
        die unbeweglich war, befand sich ein Rohr. Gelangte die Kugel in das Zentrum 
        und damit in das Rohr, wurde ein Mechanismus ausgelöst, der eine Figur, 
        einen Bajazzo, hochschnellen ließ. War das Zentrum einmal von einem Schützen 
        getroffen worden, wurde das Schießen eingestellt und eine Kommission begab 
        sich an den Schützenstand, um festzustellen, ob es damit seine Richtigkeit 
        habe. War dies der Fall, wurde der Schütze vom Scheibenstand zum Schießhaus 
        geführt, die Musik und die Zieler begleiteten ihn, und die Festbesucher 
        jubelten. 
        
      Das ganze Schießen wurde von den Schützenmeistern und Kleinodienmeistern 
        beaufsichtigt und geleitet. Da man eine so anstrengende Tätigkeit nicht 
        umsonst verlangen konnte, hatten die Schützenmeister das Zuckerwasser", 
        das sie während des Schützenfestes tranken, frei. Der Genus von Bier war 
        ihnen bei der Durchführung ihres schweren Amtes nicht gestattet.5) 
        
      Der Erste Weltkrieg beendete für mehr als vier Jahre jede 
        praktische Tätigkeit der Schützengesellschaft, und auch auf die Durchführung 
        der Schützenfeste musste in den Jahren 1915 - 1918 verzichtet werden. 
        
      Am 3. August 1919 konnte nach fünfjähriger Pause erstmals 
        wieder das Freischießen" durchgeführt werden, allerdings nur 
        drei Tage lang. Das Tagblatt" schrieb damals: Es war 
        das altgewohnte, anmutige, so viele Jahre vermisste Bild, dass der Festzug 
        sich unter den Klängen der Bamberger Militärmusik und unter Teilnahme 
        der eingeladenen Vereine nach dem Schießanger bewegte; doch war etwas 
        anders wie sonst. Die Zeiten haben sich geändert und auch die Menschen. 
        Die reine Festesfreude und Stimmung kam nicht zum Durchbruch."6) 
        
      Die Schützenfeste von 1921, 1922 und 1923 standen im Zeichen 
        der Inflation. Das Treiben auf dem Festplatz verlief wie in früheren Zeiten, 
        aber man musste jetzt mit Zehntausendmarkscheinen Dinge bezahlen, die 
        man früher für zehn Pfennig erhielt.7) 
        
      Am 20. September 1925 konnte die Scharfschützengesellschaft 
        eine seltene Ehrung begehen: Ehrenschützenmeister Kommerzienrat Krauss 
        feierte das Goldene Schützenjubiläum. Mit herzlichen Worten wurden die 
        hohen Verdienste des Jubilars um die Schützensache hervorgehoben. Anlässlich 
        seiner 50jährigen Mitgliedschaft bei der Schützengesellschaft wurde er 
        zum Ehrenschützenmeister des Oberfränkischen Schützenbundes ernannt und 
        zugleich wurde ihm die Ehrenschleife des Verbandes (Prinz-Alfons-Erinnerungszeichen) 
        überreicht. 8) 
        
      Mit der Machtübernahme durch Hitler brachte das Jahr 1933 
        die Gleichschaltung der Gesellschaft im Sinne der Richtlinien der Nationalsozialistischen 
        Deutschen Arbeiterpartei. Ein Versuch, sich diesem Eingriff nach Möglichkeit 
        zu entziehen, blieb erfolglos. Doch am 4. 3. 1933 lehnte die Schützengesellschaft 
        die offizielle Teilnahme an der von der NSDAP veranstalteten öffentlichen 
        Kundgebung noch mit der Begründung ab: Wir haben uns in dieser Sache 
        an den Deutschen Schützenbund gewandt und von daher die Weisung erhalten, 
        dass unsere auf vaterländischem Boden stehenden Schützenvereine sich nur 
        dann an derartigen Veranstaltungen beteiligen sollen, wenn dazu von der 
        Regierung selbst oder von der Gesamtheit der vaterländischen Verbände 
        aufgerufen wird."9) 
        
      Am 17. November fand die entscheidende Generalversammlung 
        im Schützenhaus statt. Die vom Führer des Deutschen Schützenbundes für 
        die Neugestaltung der Schützengesellschaften herausgegebenen Richtlinien 
        und Vorschriften wurden bekannt gegeben. Für die Gesellschaft war bisher 
        die Bayerische Schützenordnung von 1868 gültig gewesen. Die neuen Satzungen 
        waren in der Hauptsache auf die Durchführung des Führerprinzips ausgerichtet. 
        Sie bestimmten, dass nur noch der Führer, sein Stellvertreter und zwei 
        Kassenprüfer gewählt wurden, während die Beiräte und Mitarbeiter vom Führer 
        bestimmt wurden. 
        
      Gegen die Beibehaltung des bisherigen Namens war vom Deutschen 
        Schützenbund nichts eingewendet worden. Da jedoch das königliche Privilegium 
        durch die neuen Verhältnisse praktisch unwirksam wurde, beschloss die 
        Versammlung, das königlich" wegzulassen und den Namen Privilegierte 
        Scharfschützen-Gesellschaft Lichtenfels" zu führen. Udo Krauss wurde 
        einstimmig zum Führer der Gesellschaft gewählt.10) 
        
      In der zweiten Julihälfte 1939 konnte, nur wenige Wochen 
        vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, das Schützenfest in vollem Glanz 
        noch einmal durchgeführt werden. Zum Kinderfest waren auch die Schulen 
        der Nachbarorte Trieb, Seubelsdorf, Kösten, Schney und Mistelfeld eingeladen. 
        Jede Klasse beteiligte sich mit einigen Gruppen.11) Während des 
        Krieges fanden Schützenfeste nicht mehr statt, doch die Schießübungen 
        wurden in beschränktem Umfang weitergeführt.12) Als Ersatz wurden 
        1942 Kriegsschießen veranstaltet, an denen auch benachbarte Schützengesellschaften 
        teilnahmen, und 1944 konnte nochmals ein SA-Wehrschießen abgehalten werden.13) 
        
      Als der Krieg seinem Ende entgegenging, bestand die Privilegierte 
        Scharfschützengesellschaft nicht mehr; ohne rechtliche Vertretung war 
        sie aufgelöst. 
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