Günter Dippold: Das Land am Obermain im Spiegel von Jahrhundertwenden, in: Fränkische Heimat am Obermain Bd. 37. Beilage zum Jahresbericht des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels: Lichtenfels: Meranier-Gymnasium 2000:
"Auch
die Untertanen wurden bald von der Bauleidenschaft angesteckt, was Lothar Franz
von Schönborn durch gesetzgeberische Maßnahmen
[i]
zusätzlich förderte. Dabei widmete er sich zunächst dem Problem, dass immer
noch Spuren der Zerstörung aus dem ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Dreißigjährigen
Krieg zu finden waren; es gab zahlreiche Stellen, an denen einst Häuser
gestanden hatten, die nach Brand oder Verfall nicht mehr aufgebaut worden waren.
Im Januar 1700 verfügte der Fürstbischof, „daß dergleichen öede Hofstätte
inner Jahr und Tag angebauet / oder in unterbleibendem fall / von hoher
Obrigkeits wegen eingezogen und käufflich begeben werden sollen“
[ii].
Doch wurde die Drohung wohl kaum in die Tat umgesetzt. Sonst hätte der Bischof
nicht 16 Jahre später ein ähnliches Mandat erlassen.
Lothar
Franz ging es allerdings nicht nur um einen raschen, sondern auch um einen
qualitätvollen Wiederaufbau: Er wünschte eine repräsentative Umgestaltung der
Hochstiftsstädte, allen voran seiner Residenz Bamberg, die er zur barocken
Stadt umformen wollte
[iii].
Durch ein Mandat vom 13. März 1700[iv]
regelte Lothar Franz die Steuerbefreiung für Neubauten. Nach dem Buchstaben des
Mandats war es zwar auf die Städte beschränkt, doch in der Praxis wurde es
auch auf Dörfer angewandt. Die Dauer der Befreiung war nach der Zahl der
Stockwerke und der Bauweise gestaffelt: Ein dreistöckiges Haus brachte dem
Eigentümer 20 Jahre Steuerfreiheit ein, wenn es ganz aus Stein errichtet war; für
einen ebenso hohen Fachwerkbau waren hingegen neun Jahre vorgesehen. Bei zweistöckigen
Häusern waren es zehn Jahre für Steinbauten, acht Jahre, wenn das Erdgeschoss
aus Stein, der Obergeschoss aber aus Fachwerk war, und sechs Jahre für reine
Fachwerkkonstruktionen. Einstöckige Neubauten, deren Errichtung in Städten
rundweg verboten war, blieben für drei Jahre unbesteuert.
Offensichtlich sollte der Bau hoher, stattlicher Steinhäuser gefördert
werden. Dahinter stand der Wunsch, Holz einzusparen, denn schon um 1700 war die
Sorge um das Bau-, Werk- und Heizmaterial Holz virulent – die Schließung des
langheimischen Eisenhammers in Stublang war durch dessen hohen Holzverbrauch
begründet[
[...]
[i]
Dippold, Günter: „Einen mehrern Lust zu Erbauung neuer und
sauberer Häuser“. Zur Bauförderungspolitik der Bamberger Fürstbischöfe
zwischen Dreißigjährigem Krieg und Aufklärung. In: Beiträge zur fränkischen
Kunstgeschichte 3 (1998), S. 221–239.
[ii]
StAB, B 63, Nr. 56, Prod. 1.
[iii]
Breuer, Tilmann: Bamberg als Stadt des 18. Jahrhunderts, in: Ars
bavarica 27/28 (1982), S. 127–142.
[iv]
StAB, B 26c, Nr. 112, Prod. 16.
[v]
Dippold, Eisengewinnung (wie Anm. 106), S. 99.
[vi]
Radkau, Joachim: Holzverknappung und Krisenbewußtsein im 18.
Jahrhundert. In: Geschichte und Gesellschaft 9 (1983), S. 513–543.
[vii]
StAB, B 63, Nr. 56, Prod. 4; auch Nr. 70.